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Autofahren nach 15 Jahren

Vor über 15 Jahren habe ich meinen Führerschein gemacht und bin danach - abgesehen von zwei kleinen Fahrten - nie Auto gefahren. Vor kurzem habe ich das geändert.

Für mich war das schon eine große Überwindung mal wieder Auto zu fahren. Vor kurzem war ich Gast bei einer Hochzeit und ich kam auf die tolle Idee eine Ferienwohnung außerhalb von Freiburg zu mieten, wo in der Nähe die Hochzeit stattfand. Eigentlich hatte ich vor dort mit dem Taxi hin- und zurückzufahren, aber das wäre auch recht schnell teuer geworden. An Bus fahren hatte ich da irgendwie nicht gedacht (wäre auch keine besonders schnelle Verbindung gewesen).

Also dachte ich mir, dass ich mir eventuell einen Mietwagen holen könnte. Aber nach 15 Jahren kein Auto fahren und generell wenig Praxis war das vielleicht nicht die beste Idee. Also habe ich mich bei dem Car-Sharing Anbieter “teilAuto” angemeldet und mich verifizieren lassen.

Zwei Wochen vor der Reise habe ich dann endlich Mut gefasst - eigentlich wollte ich das schon viel früher machen, aber ich habe immer eine Ausrede gefunden, wieso es heute doch nicht geht. Vor allem wollte ich den besten Zeitpunkt finden - genau dann, wenn nicht so viele Autos auf der Straße sind. Ich hatte von der Fahrschule damals noch im Kopf, dass am meisten viele Autos, Fahrräder und Fußgänger im Zusammenhang mit Abbiegen stressig sein konnten. Da wollte ich diesen Stress minimieren und am besten sollten die Leute nicht denken, was da für ein komischer Typ mit dem Auto rumfährt. Also war ein Sonntag der beste Tag, da dort in Magdeburg kaum etwas los ist.

Für die erste Fahrt habe mir dann den Renault Zoe reserviert. Für mich war das die beste Wahl, da das Auto recht klein, ein Automatikwagen und zugleich ein E-Auto ist. Ich schaue mir schon länger Testberichte auf Youtube zu E-Autos an, obwohl ich mit Autos an sich kaum etwas zu tun habe - ich finde es einfach nur spannend. Wieso kann ich gar nicht sagen. Eventuell ist es einfach nur das Interesse an Technik. Okay, ich schweife ab. Zugegeben habe ich mich ein wenig vorbereitet und mir Videos zu dem Zoe vorher angeschaut, um direkt zu wissen, wie die Bedienung ist. Bis dahin bin ich bisher nur das damalige Fahrschulauto sowie das Auto von meinen Eltern gefahren, wobei aber bei beiden manuell geschalten werden musste.

Dann saß ich also das erste Mal in dem Auto drin, befolgte zuvor die vorgegebenen Schritte (Ladekabel abstecken und verstauen etc.), legte den Rückwärtsgang ein und musste direkt auf die Familie aufpassen, die gerade mit ihrem Kind Fahrradfahren übte. In diesem Moment dachte ich mir, was ich eigentlich dort mache und hätte am liebsten abgebrochen. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich alleine bin und höchstens von irgendwelchen Leuten auf Balkons beobachtet werde. Reiß dich zusammen, dachte ich mir. Von der Bremse runter und kurz das Gaspedal testweise angetippt, um zu sehen, wie sich das Auto verhält. Es fühlte sich komisch an, völlig ungewohnt. So ein eBike zu bedienen fühlt sich einfach natürlicher an. :D Egal, alles ging gut, ich habe ausgeparkt und bin die ersten Meter gefahren, um dann direkt auf der anderen Straßenseite auf dem anderen Parkplatz zu halten, um mir nochmal alles genauer anzuschauen. Fühlte sich das Autofahren damals in der Fahrschule auch so unnatürlich an? Eigentlich war der Plan hier auf dem Parkplatz Ruhe zu haben und paar Testrunden zu fahren - aber anscheinend war das auch das Ausflugsziel von anderen Leuten. Also doch lieber weiter und direkt erstes Ziel in das Navi rein: Mein Plan war zum Bördepark zu fahren - im Grunde war es nur die Hauptstraße runter, zweimal abbiegen und man ist schon auf dem Parkplatz. Das mit dem Navi war nur zur Sicherheit - aber auch um ein bisschen Gefühl für die Sprachansagen zu bekommen.

Eigentlich muss sich das für den Leser ziemlich komisch anhören, wie ich hier meine Erfahrungen beschreibe. Es muss so wirken, als ob ich noch nie Auto gefahren bin. Es fühlte sich vor allem am Anfang auch so an. Ich hatte vor einer Weile mal überlegt, ob ich mir vorher nochmal Fahrstunden nehmen sollte, um ein bisschen Sicherheit zu haben. Die Idee hatte ich aber wieder verworfen, weil ich keine Lust auf manuelles Schalten hatte und generell hatte ich keine Lust auf die Interaktion mit einem Fahrlehrer. Theoretisch war auch meine Angst, zu hören, dass ich nicht geeignet bin Auto zu fahren. Ich weiß, dass das Quatsch ist, aber solche Gedanken kann ich nicht einfach abschalten. Da war es mir lieber das auf meinem Weg zu machen. So im Nachhinein war das auch gut so. Eventuell hätte mir ein Fahrlehrer ein paar Tipps bzgl. der richtigen Spur (also ob ich zu weit links oder rechts fahre) und eventuell Einparken etc. geben können.

Ich erspare euch mal den weiteren Ablauf im Detail. Im Grunde lief alles gut. Beim Weiterfahren hat mich das Navi auf die Kraftfahrstraße (Magdeburger Ring) geschickt. Irgendwie finde ich das Konzept von Beschleunigungsstreifen bei Autobahnen befremdlich. Wieso sind die teilweise so kurz? Was ist, wenn da so viel Verkehr ist und ich am Ende angekommen bin, ohne dass ich mich einsortieren konnte? Egal, hat auch gut geklappt. Nach ein paar mal hin- und herfahren mit ein bisschen Abbiegen bin ich dann auch wieder zurückgefahren und habe das Auto abgestellt. Das war eine erfolgreiche erste Fahrt, auch wenn ich danach ein wenig durchgeschwitzt war. Meine größten Sorgen waren, dass ich beim Abbiegen irgendwas übersehe, das Anfahren nicht schnell genug ist, ich angehupt werde oder zu langsam fahre und die Leute denken, dass da wieder ein Sonntagsfahrer rumfährt. Im Grunde waren diese Sorgen unbegründet. Ich bin ja bis dahin noch nie in einem Automatikwagen gefahren und im Nachhinein muss ich sagen, dass das ein riesen Gamechanger ist. Das eliminiert so viele Probleme bzw. Stress, den ich früher in der Fahrschule hatte. Kein Abwürgen beim Anfahren, keine Probleme mit falschen Gängen beim Stop-and-Go, kein Stress beim Abbiegen, weil du neben Schulterblick noch Gänge schalten musst. Und generell finde ich das Konzept von einem E-Auto noch faszinierender, wenn man es mal selber fährt: Keine komischen Motorgeräusche (vor allem keine unnötigen Abgase einer Verbrennung von Kraftstoff) sowie schnelles und direktes Beschleunigen. Ich habe auch gleich direkt das Bremsen via Rekuperation getestet und das war echt cool - kaum mehr seber Bremsen. Am liebsten würde ich ja mit dem linken Fuß bremsen - jaja ich weiß, wieso das nicht gemacht wird. Würde ich aber spannender finden, als ständig seinen rechten Fuß zwischen den Pedalen zu wechseln. Ehrlich kann ich gar nicht sagen, wieso Leute unbedingt Verbrenner fahren wollen. Für mich muss ein Auto keinen tollen Motorensound haben - für mich ist das einfach nur ein Werkzeug um sich fortzubewegen.

Da das mit der ersten Fahrt gut geklappt hat, dachte ich mir, dass ich mal den VW ID.3 via teilAuto ausleihe. Das habe ich gleich mit dem Kauf eines größeren Koffers und dem Abholen von meinem Anzug für die Hochzeit verbunden. Dieses Mal war es ein Freitag ca. 18 uhr und mehr durch die Stadt fahren. Auch die Fahrt lief ganz gut. Ich war nur ein wenig gestresst, weil ich bei der Rückfahrt eine Abfahrt vom Ring zu früh runtergefahren bin und das Navi mich wieder über eine gesperrte Auffahrt raufleiten wollte. Ein ähnliches Problem hatte ich bei der Straße, die aktuell zu einer Einbahnstraße geändert wurde, weil es da schon eine Weile eine Baustelle gibt. Nach ein bisschen Schwitzen (vor allem war ich durch das Navi Problem schon so unter “Stress”, dass ich nicht noch die Klimaanlage während der Fahrt umschalten konnte/wollte) war ich dann zurück und musste das erste Mal seit langen Rückwärts einparken. Zur gleichen Zeit hat jemand anderes ein anderes Auto “zurückgegeben” - da wollte ich als “Noob” nicht direkt neben rückwärts einparken und wartete ein wenig entfernt bis ich da ungestört war. Beim Rückwärtsfahren hätte ich fast einen Seitenspiegel abgefahren (wieso piept da auch so viel und wieso hatte der ID.3 keine Rückfahrkamera????), aber hat dann auch geklappt.

Nach den ersten beiden Fahrten habe ich dann länger abgewogen, ob ich mir einen Mietwagen holen sollte oder nicht. Am Ende wollte ich flexibler sein und irgendwann kam ich auch zu dem Entschluss, dass nur Übung helfen kann und einfaches “Aussitzen” mir auch keine Fahrpraxis gibt. Also habe ich mir dann bei Hertz ein Polestar 2 reserviert. Auch hier wollte ich wieder ein E-Auto haben. Ich habe schon sehr oft gehört, dass Leute nicht das Auto bekommen haben, was sie wollten - vor allem in Verbindung mit Sixt. Und so war das dann auch bei mir. Auf einmal stand ich in Freiburg bei Hertz dann vor dem “Lynk & Co 01” - ein Verbrennerauto (Plug-in-Hybrid). Ein echt großes Auto - vor allem, wenn man die Größe vom Zoe als optimal empfindet. Aber gut, musste ich durch und lief ganz gut. Bin dann zum ersten mal selber in ein Parkhaus gefahren und habe auch das erste Mal selber getankt. Ich hatte mir beides schlimmer vorgestellt als es war (das Parkhaus war aber auch nicht so eng). Da empfand ich die Straßen außerhalb von Freiburg eher schlimm: Enge kurven, teilweise keine Straßenmarkierungen, Teilabschnitte mit kaputten Rändern etc. Teilweise wurde innerorts zwischen 30, 40 und 50 km/h gewechselt, aber außerorts wo die Straßen so komisch waren (vor allem für “Fahranfänger”), gab es dann kaum Geschwindigkeitsbegrenzungen. Zum Glück hatten es die meisten außerorts nicht eilig und sind diese Abschnitte sogar teilweise langsamer gefahren als ich - und ich habe schon recht stark gebremst, wenn ich die Kurven nicht einsehen konnte.

Jetzt wo das “Projekt” Autofahren zur Hochzeit abgeschlossen ist, bin ich mir unsicher wie ich weiter mache. Theoretisch brauche ich kein Auto. Es wäre aber vom Vorteil, wenn ich doch öfters fahre, um mehr Fahrpraxis zu bekommen. Ich könnte mir vorstellen vielleicht ab und zu mal irgendwo Einkaufen zu fahren und mir dafür ein Mietwagen via teilAuto zu holen. Aber da, wo ich wohne, ist parken eher schwierig. Ich frage mich echt wie die ganzen Leute das machen. Parken die sonst wie weit weg? Haben sie immer Glück und finden freie Parkplätze in der Nähe? Sofern man direkt in der Stadt arbeitet (und ja mit Kindern kann es auch komplizierter sein), verstehe ich auch nicht wieso man ein Auto besitzen muss. Ja man ist flexibel, aber ist das mit dem Parken nicht zu stressig? Also ich möchte nicht verschweigen, dass ich jetzt am liebsten auch ein (Elektro) Auto hätte, aber vielleicht ist es auch gut so wie es ist - sonst wäre es ein weiteres Auto, was die meiste Zeit in der Stadt unbenutzt rumsteht.